Hans-Guenter PahlWilhelmshaven - Germany |
AN DIE VERNUNFTDu wunderschöne, heile Welt ! Freue dich Menschheit deiner Errungenschaften Kühn ragen deine Bauten ins Himmelszelt Wohlgefällig unsre Blick dran haften Grossartiges wir hervorgebracht Oh Wissenschaft magst fast alles vollbringen Trotz tausender Jahre finsterer Nacht Sollt es dir dennoch gelingen Noch trunken und toll ob erreichter Ziele Gibt unsere Seele noch lange nicht Ruh Betreiben wir kühne Gedankenspiele Wenden uns wahnwitzigen Dingen zu Unmerklich wir unsere Schranken einreissen Vorwärts, nur vorwärts, nichts hält uns im Zaum Gefährlich funkelnd Gestirne uns gleissen Triumphierend durchrasen wir kosmischen Raum Nie geahnte Rekorde brechen die Bahn Frühere Werte wurden verworfen, zertrümmert Geschaffene Wesen schicken selbst sich zu schöpfen an, Wie lange noch laufen wir vorwärts, so ganz unbekümmert So sind wir entgleist im Laufe der Zeiten Erscheint uns unser Irrtum, titanisch, genial Die einst straffen Zügel unsren Händen entgleiten Wirkt doch alles klein und nichtig im Weltenall Du winziger kleiner Erdenball Mal warst du uns Mittelpunkt jeglichen Lebens Horch, hörest Menschheit du nicht jenen schaurigen Widerhall Der Naturgewalten Hohngelächter, ja zornigen Bebens ? Ja hör nur gut zu und verstehe die Zeichen Du wolltest und wolltest nicht rasten Bis das du dem Erdball konntest entweichen Musstest das Millionen Jahre unberührte antasten Was greifest du nach des Himmels Geschmeiss Was dünkst du dich gross, wolltest noch grösser sein, Bedenke, das auf Höhrer Gewalten Geheiss Das alles könnt fallen mit einem Streich ein So besinne dich doch und schaue dich um Verspiele nicht was in deinen Händen Öffne endlich die Augen, erkenne, verstumm So mag's sich vielleicht doch noch wenden Denn längst schon nicht mehr vermagst du zu scheiden Zwischen des Fortschritts Fluch und Segen Deine Medizin heilet so viele Leiden Deine Waffen milliardenfach zu töten vermögen Lasse dich niemals gelüsten Herr aller Dinge zu sein All das mach dir klar und bedenke Nachdem du besonnen siehest es ein Deine Schritte in richt'ge Bahnen lenke Und freue dich wieder der schönen Welt Erfreue dich dauernder, wahrer Werte Deine Hand dann wieder die Zügel hält Nicht strauchelst du mehr ins Verkehrte Hans-Guenter Pahl - Juni 1975 |